Fit im Schlaf mit Apps und Gadgets
Guter Schlaf macht stark und schlau. Dumm nur, dass etwa jeder Dritte unter Schlafstörungen leidet. Da ist es verlockend, unser Schlafverhalten zu vermessen und so den Problemen auf den Grund zu gehen. Besonders, wenn sich dafür unsere ohnehin schon vorhandenen elektronischen Geräte und Applikationen unkompliziert nutzen lassen.
Smarte Geräte dokumentieren Schlafgewohnheiten
Sparsame nehmen einfach ihr Smartphone mit ins Bett und aktivieren eine App wie Sleep Cycle. Diese zeichnet zum Beispiel Bewegungen auf und erstellt allmorgendlich ein individuelles Schlafprofil nach der einfachen Erkenntnis: Je ruhiger wir liegen, desto tiefer und erholsamer ist die jeweilige Schlafphase. Und sie weckt uns innerhalb einer bestimmten Zeitspanne genau dann, wenn es am wenigsten weh tut – nämlich in unruhigen und leichten Schlafmomenten.
Auch Fitnessarmbänder wie die von Jawbone, Nike, Misfit und Fitbit sind Bewegungsmelder. Tagsüber zählen sie Schritte, nachts zeichnen sie auf, wann und wie oft wir uns zwischen den Decken wälzen. Manche lassen sich auch mit persönlichen Informationen füttern: Hatte ich Stress heute, wie hoch war mein Kaffeekonsum, habe ich Sport getrieben?
Ob App oder extra Gadget, reine Activity Tracker bestimmen die Intensität einzelner Schlafphasen, die gesamte Schlafdauer und die durchschnittliche Schlafqualität auf Basis einer sehr überschaubaren Datenmenge. Sie können unser Bewusstsein für guten Schlaf auf unterhaltsame Weise schärfen – zur verlässlichen Schlafanalyse taugen sie aber kaum, sagt Schlafmediziner Dr. Hans-Günter Weeß, der Leiter des Schlaflabors im Pfalzklinikum Klingenmünster.
Neuste Technik mit noch mehr Funktionen
Schlaftracker der neuesten Generation versprechen einen hohen Erkenntnisgewinn über die Bewegungsmessung hinaus – und kosten ab 200 Euro aufwärts. Sie verfügen über immer mehr Sensoren und überwachen immer mehr Körperfunktionen. Die Sportuhr Basis Peak zum Beispiel kann den Puls messen, die Körpertemperatur und den Hautwiderstand. Die Schlafmaske Neuro:on erfasst sogar Hirntätigkeit und Augenbewegungen. Solche Wearabels sind ideal für Menschen, die viel unterwegs sind. Wer meistens zuhause schläft, für den sind Bettsensoren wie das Beddit sehr praktisch. Beddit ist ein flacher Sensorstreifen, der auf der Matratze oder dem Topper fixiert wird und Herzfrequenz und Atmung messen kann. Oft sind Bettsensoren an das Smartphone oder andere externe Devices gekoppelt. Beddit zeichnet so auch Schnarch- und Umgebungsgeräusche auf. Die Basis-Station des Within Aura dient sogar gleichzeitig als Lampe für das Nachtschränkchen.
Viele Geräte übertragen die gesammelten Daten automatisch in eine App oder ein Online-Profil (mehr Informationen zu technischen Hintergründen kann man bspw. im eCommerce Buch lesen), einige können mit Apple Healthkit, bspw. gängige Diabetes Apps und Googlekit synchronisiert werden. Sie sagen uns nicht nur, wie lange und wie gut wir schlafen. Durch Tipps, Lernfunktionen und die Möglichkeit, persönliche Schlafziele festzulegen und zu kontrollieren, können sie uns tatsächlich dabei helfen, unseren Schlaf zu optimieren. Der Trend geht noch weiter, zu multifunktionalen Smart Devices wie dem Samsung SleepSense, die unseren Schlaf direkt beeinflussen. Sie schalten den Fernseher für uns aus, wenn wir einschlafen. Oder sie regeln die Klimaanlage, damit uns nachts die richtige Raumtemperatur umgibt. Was sie auch können: die Kaffeemaschine starten, sobald wir aufwachen. Nice to have!
Medizinische Sicherheit bringen aber auch hochkomplexe, teure Gadgets nicht. Es wäre tragisch, wenn sich Menschen mit ernsthaften Schlafstörungen auf sie verließen, statt zum Arzt zu gehen, warnt Dr. Weeß. Wenn Sie die Sorge um guten Schlaf wach liegen lässt, sollten Sie sie also nicht mit der Dauernutzung von Schlaftrackern verstärken. Sondern lieber abschalten lernen – und zwar alles.